Mirko Tobias Schäfer / Assistant Professor
University of Utrecht Department for Media and Culture Studies

Subversion als    
Systemstabilisator

Subversion ist Schnellbeton!

Subversion als Systemstabilisator. Zur Ambivalenz sogenannter subversiver Strategien.

"Der wahrhafte Zweck des Systems, jener für den es sich selbst wie eine intelligente Maschine programmiert, ist die Optimierung des globalen Verhältnisses seiner In- und Outputs, das heißt seine Leistungsfähigkeit. [...] Die einzige Alternative zu dieser Perfektionierung der Leistungen wäre die Entropie, das heißt der Verfall." Jean-Francois Lyotard

Definiert man Subversion als eine Unterminierung des Staus Quo, so stellt sich die Frage warum die subversiven Strategien in Kunst und Medienkultur bestenfalls Etappensiege darstellen, jedoch nicht destabilisierend wirken. Zahlreiche Beispiele der sogenannten Netzkunst und des Netzaktivismus, im Bereich des sogenannten Media Hacking,  wurden für ihre angebliche Subversivität und den angeblichen verursachten Schaden durch Gerichte verurteilt, vom Publikum gelobt, mit Preisen ausgezeichnet und in den Medien repräsentiert. Marketing und Public Relation erweisen sich aber als die Bereiche, von denen die subversiven Strategien absorbiert und effizient im Interesse von Politik und Konzernen verwertet werden. Beliefern Künstler und Kulturkritiker mit ihrer Arbeit letztendlich einen Produktionsapparat, ohne diesen zu verändern? Ist die von Barthes vorgeschlagene Entstellung der Zeichen nicht vielmehr eine weitere Methode des Marketings im Zeitalter der Ökonomie der Aufmerksamkeit anstatt die Geheimwaffe der Kommunikationsguerilla?

Anhand einer Analyse von Beispielen aus dem Bereich des Media Hacking und der Netzkunst untersuchen die Autoren die Ambivalenz der Subversion. Dabei machen sich die Autoren auf die Suche nach einer Neukonfiguration des Subversivitätsbegriffes. Dieser soll im Zusammenhang mit Computertechnologie und Internet diskutiert werden, wo Zombie Computer, SPAM, Dark Nets, Viren und D-DoS Attacken offensichtliche Werkzeuge zur subversiven Verwendung darstellen. Den Autoren stellt sich jedoch die Frage, ob der Einsatz dieser Techniken letztendlich nicht genauso zur Systemstabilisierung beiträgt wie die Entstellung der Zeichen. Bliebe anstelle des künstlerischen Engagements dann nur noch die von Lyotard vorgeschlagene Entropie?

Date July 2006 Category Lectures

with Hans Bernhard: Subversion als Systemstabilisator. Zur Ambivalenz sogenannter subversiver Strategien.

Paper presented at Subversionen Tagung, Hans Böckler Stiftung, July 16 2006, Edenkoben (Germany)
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2000 - 2022 Mirko Tobias Schäfer

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